Seit Jahresbeginn 2016 sind wir nun Mitglied des Deutschen Factoring-Verbands. Das hat Gründe, auf die ich gleich noch eingehe. Erst einmal noch ein paar grundsätzliche Informationen, damit man unsere Entscheidung besser einordnen kann.
Der Deutsche Factoring-Verband e.V. hat sich bereits 1974 gegründet und sich seitdem zu
der Branchenvertretung entwickelt. Die letzten veröffentlichten Zahlen zum ersten Halbjahr 2015 sprechen eine deutliche Sprache: Ein Umsatz von 100,5 Mrd. Euro ging durch die Kassen der Mitglieder. Das entspricht einem Marktanteil von weit über 90 % des verbandlich organisierten Factoringvolumens.
Als 27. Unternehmen sind wir Mitglied geworden (d.h. die
Deutsche Verrechnungsstelle AG als Unternehmen hinter der AnwVS); Anfang Februar wurde mit der Oberbank AG aus Linz bereits die Schwelle von 30 erreicht. In der Summe decken die Mitglieder damit alle factorablen Branchen ab, von den Freien Berufen (Rechtsanwälte und Kfz-Sachverständige explizit durch die DVS AG) über den klassischen Mittelstand bis hin zum DAX-Konzern. Auch die Service-Leistungen gehen über die ganze Bandbreite: vom banknahen reinen Factoring hoher Umsätze über Einkaufs- und Lagerfinanzierung oder strukturierte Finanzierungen hin zur Verrechnungsstelle als ausgelagertes Honorarmanagement.
Ziele des Deutschen Factoring-Verbands
Das oberste Verbandsziel ist es, das Produkt Factoring zu fördern und zu schützen. Dabei stehen insbesondere die Sicherung fairer steuerlicher, rechtlicher und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die Branche im Mittelpunkt.
Durch den internationalen Bezug vieler Mitglieder werden neben den hiesigen auch internationale Einflüsse berücksichtigt. So ist der Verband selber ein Mitglied; und zwar im Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V. (
www.bga.de) oder in der EU Federation for Factoring and Commercial Finance (
www.euf.eu.com). Darüber hinaus übernimmt der Verband Verantwortung im Bereich der Aus- und Weiterbildung und beschäftigt sich mit Kommunikation und Imagepflege.
Seinen Ausdruck findet dieses Themenspektrum in den vier Arbeitskreisen, die sich regelmäßig zu Sitzungen treffen: Aufsicht/Compliance, Betriebswirtschaft, PR- und Strategie sowie Recht.
Soweit zum Verband, jetzt zu uns.
Unabhängigkeit vs. Verbandsarbeit
Wir sind gründergeführt, haben flache Strukturen und schätzen schnelle Entscheidungswege. Ebenso schätzen wir unsere unternehmerische Freiheit. Damit sprechen wir die gleiche Sprache wie unsere Kunden. Sie sind im Regelfall gleichfalls schlank aufgestellt und unabhängig.
Aber dennoch sind wir auf einmal Teil eines Verbandes. Als Spezialist für Nischen gemeinsam mit Branchengrößen wie der GE Capital Bank oder der Postbank-Tochter PB Factoring mit jeweils rund 2,8 Mrd. Euro Bilanzsumme 2014. Vielleicht denken Sie jetzt: „Das kann doch nicht aufgehen! Oder doch?“ Unserer Meinung nach geht das hervorragend auf.
Mit Inkrafttreten des Jahressteuergesetzes 2009 fielen Factoringunternehmen erstmals unter die Finanzdienstleistungsinstitute. Für neue Akteure stellt das eine Markteintrittsbarriere dar, für alle anderen haben sich damit Regeln ergeben, die vorher nicht da waren. Grundsätzlich begrüße ich das, weil ein einheitlicher Rahmen gleiche Spielregeln für alle schafft. Aber: So wie sich konstant die Märkte verändern, wollen auch Regeln weiterentwickelt werden, in unserem Fall auf nationaler und auf europäischer Ebene. Damit dies ein ausgewogener Prozess ist, der allen Interessen Rechnung trägt, muss auch die Marktseite zu Wort kommen.
Eine Stimme gegenüber Politik
Doch selbst die größten Akteure unserer Branche können hier kaum Einfluss nehmen, sondern nur noch reagieren. Wenn die Branche dagegen mit einer Stimme gegenüber Politik und Öffentlichkeit spricht, ist das anders. Diese Stimme hat Gewicht und wird wahrgenommen. Der Verband profitiert dabei von den neuen Perspektiven, die kleine Gesellschaften wie wir einbringen. Die großen Unternehmen gewinnen an Glaubwürdigkeit, weil sie nicht nur ihre partiellen Interessen vertreten. Und Unternehmen unserer Größe profitieren davon, dass ihre Sicht durch das Teamwork mehr Gewicht bekommt.
… und Öffentlichkeit
Neben der Politik ist die Öffentlichkeit eine weitere Zielgruppe, die in einer gemeinsamen Anstrengung besser erreicht werden kann. Ganz früher, als mittelständische Unternehmer ihre Kredite noch persönlich bei dem Direktor der örtlichen Bank anfordern konnten, hatten moderne Finanzierungsformen nur bedingt einen guten Ruf. Factoring beispielsweise galt in den ersten Jahren weniger als solide Option, sondern eher als Werkzeug für schwächere Bonitäten. Heute ist der Blick differenzierter, Factoring hat sich fest im Finanzierungsmix von Unternehmen etabliert. Neben seriös arbeitenden Unternehmen hat dazu auch der Verband als Sprachrohr der Branche beigetragen.
Daneben gibt es einen dritten Faktor: Vernetzung hat noch noch niemanden geschadet. Der Austausch mit anderen erweitert den eigenen Horizont und kann dabei helfen, die eigene Tätigkeit weiter zu verfeinern.
Mehr Informationen über die deutsche Factoring-Branche und den Deutschen Factoring-Verband als führenden Branchenverband finden Sie im Internet unter
www.factoring.de.